„Da sind wir richtig raus in die Natur!”

Es war der Biologie-Unterricht, der Harald Köpkes Liebe zur Natur weckte. Der Naturschutz war ihm zeit seines Lebens wichtig. Nun ist er viel zu früh nach kurzer schwerer Krankheit gestorben

Bundespräsident Dr. Horst Köhler (Mitte) schüttelt Harald Köpke (rechts im Bild) die Hand. An der linken Seite steht die Frau des Bundespräsidenten.
2010 wurde Harald Köpke im Schloss Bellevue als eine von bundesweit lediglich 60 Personen vom damaligen Bundespräsidenten Dr. Horst Köhler für sein ehrenamtliches Engagement im Umwelt- und Naturschutz gewürdigt. Damals war er 1. Vorsitzender des BUND Hamburg. Foto: BUND Hamburg

„Froschkönig“ wurde er von seinen Gegnern genannt. Harald hat sich nicht immer beliebt gemacht. Er verurteilte den Einsatz von Glyphosat auf den Feldern und den Anbau von immer mehr Mais für die Verarbeitung zu „Bio“-Kraftstoff. Beides ist mit ursächlich für die Abnahme von Insekten und damit auch für den Rückgang der Amphibien und Vögel. Waren es vor Jahren noch 30 Kiebitzpaare, die im Wilhelmsburger Osten brüteten, konnte Harald sich in diesem Frühjahr nur noch über vier brütende Paare freuen. In dem bemerkenswerten Film im NDR „Der für den Kiebitz kämpft“ zeigte er seine Wut und Trauer, als zwei Gelege mit je vier Eiern, die gut sichtbar gekennzeichnet waren, von Landmaschinen zerstört worden waren.

Harald wusste viel über Flora, Fauna und Pläne

Harald Köpke wusste sofort, dass es sich bei dieser Raupe in einem Kirchdorfer Garten um den Mittleren Weinschwärmer handelt. Foto: M. Groß

Der WIR setzt sich viel für ökologische Themen ein und hat oft bei schwierigen Fragen von Haralds Wissen profitiert. Ob es um den Baum des Jahres oder die Blume ging, immer wusste Harald die Antwort. Mit den Apfeltagen am Jakobsberg lockte er viele Menschen in die Natur. Er erklärte den Nutzen einer Streuobstwiese und die Begrenzung durch eine Benjeshecke. Er wusste Bescheid im Hamburger Süden, wo was lebt, wo ein alter Bunker für Fledermäuse genutzt werden kann und welche Bedürfnisse tierische Bewohner:innen haben. Mit dem Trafohaus am Siedenfelder Weg hat er ein Kleinod für Mehlschwalben, Mauersegler, Spatzen und viele Insektenarten geschaffen. Er freute sich riesig, wenn wieder eine neue Insekten- oder Vogelart seine Nisthilfen angenommen hat. Er baute vieles mit handwerklichem Geschick selbst, bewegte auch Erdmassen mit dem Bagger, um Feuchtgebiete zu schaffen. Aber er kannte sich auch mit Landschaftsschutzplänen, Bebauungsplänen u. a. hervorragend aus.

Harald Köpke war ein großer Naturschützer mit viel Herz für alles was kreucht und fleucht. Und er kämpfte für die Natur mit bewundernswerter Energie. Trotz erheblicher Widerstände blieb er optimistisch. In den letzten Jahren hat er mit Geldern der Stiftung Altenwerder viele Wiesen und Feuchtgebiete im Wilhelmsburger Osten gesichert. Davon erzählte er immer wieder begeistert.

Lieber Harald, alle die dich kannten und schätzten haben einen großartigen Freund verloren. Du hättest noch so vieles bewegen können. Mit Optimismus hast du auf die Jugend gesetzt. Viele haben von dir gelernt und dich bewundert. Es wird schwer sein, dein Werk fortzusetzen, aber wir versuchen es!

WIR sind sehr dankbar, dass unsere Kollegin Liza-Shirin Colak im Spätsommer 2021, kurz bevor Harald die Diagnose seiner Krebserkrankung bekam, noch ein ausführliches Interview mit ihm führen konnte. Da hatte Harald noch so viel vor und war voller Tatendrang.

Hier finden Sie das Interview: Interview mit Harald Köpke
Hier finden Sie den Film im NDR: Der für den Kiebitz kämpft

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Marianne Groß

... ist Gründungsmitglied des Wilhelmsburger InselRundblicks e. V. Sie berichtet – soweit möglich – über alles, was sie selbst interessiert und hofft, damit die Leser*innen nicht zu langweilen. Dazu gehören die Veränderungen im Stadtteil, Ökologie und Kultur. Zusammen mit ihrem Mann kümmert sie sich um den großen Garten und liebt es, Buchsbäume zu schneiden.

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