Erhalt der Köhlbrandbrücke

Bisher wird geprüft, ob ein Tunnel oder eine neue höhere Brücke die alte Köhlbrandbrücke ersetzen soll. Verschiedene Stimmen bringen jetzt eine dritte Variante ins Spiel: den Erhalt und die Ertüchtigung der alten Brücke

Über den Köhlbrand führt seit 50 Jahren die denkmalgeschützte Brücke mit einer Durchfahrthöhe von 53 Metern, die als ein Hamburger Wahrzeichen gilt. Wie viele Köhlbrandquerungen es in zehn Jahren geben wird und wie sie aussehen, kann zur Zeit keine*r sagen. Ob die umstrittene A26 Ost, „Umweltdinosaurier 2020″, und die damit verbundene Autobahnbrücke als zweite Querung überhaupt gebaut wird, ist noch nicht sicher. Und seit mehreren Jahren finden im Auftrag des Senats teure Untersuchungen statt, die den Abriss der maroden Köhlbrandbrücke wegen irreparablen Schäden vorsehen. Und als Ersatz zunächst einen Tunnel unter dem Köhlbrand anstelle einer neuen höheren Brücke favorisieren.

Tunnel zu teuer, hohe Brücke überflüssig

Im April letzten Jahres sorgte die Ankündigung von Wirtschaftssenatorin Leonhard für Schlagzeilen, dass der Plan für den Bau des bis dahin als einzige Variante vorgesehenen Tunnels unter dem Köhlbrand als zu teuer und zu langwierig aufgegeben werde. Es solle erneut ergebnisoffen auch die Variante einer neuen Brücke mit 72 Metern Durchfahrtshöhe geprüft werden. Die größere Durchfahrtshöhe ist notwendig für die Passage großer Schiffe zum Container-Terminal Altenwerder. Der Abriss der alten Brücke galt in beiden Fällen als beschlossene Sache. Die Entscheidung darüber, welche Variante umgesetzt wird, soll nicht vor Mitte 2024 fallen.
Seit Anfang dieses Jahres ist der Erhalt der alten Köhlbrandbrücke wieder in der Diskussion, angestoßen durch ein Zeitungsinterview mit dem Präsidenten des Verbandes der europäischen Seehafenbetriebe, Gunther Bonz. Bonz erklärte den Bau einer Brücke mit größerer Durchfahrthöhe für unwirtschaftlich und überflüssig. Konkret bezog er sich auf die geplante neue Zweier- Allianz der Reedereien Hapag-Lloyd und Maersk. Diese neue Allianz werde sich in Zukunft mit ihren großen Containerschiffen noch mehr auf den Hafen Rotterdam konzentrieren. Den Containerterminal Altenwerder würden dann vor allem kleinere „Verteilschiffe“ anlaufen. Eine Brücke mit mehr als 70 Metern Höhe für Großschiffe sei dann nicht mehr zu begründen. Schon unter Kostengesichtspunkten müsse man über einen Erhalt der Köhlbrandbrücke nachdenken.

Den Erhalt der alten Brücke ergebnisoffen prüfen

Viele Radfahrer fahren ber die Köhlbrandbrücke auf den Fotografen zu
Der Radweg über die Köhbrandbrücke. Foto: MoA

Unter anderem mit Bezug auf dieses Interview startete der Hamburger Denkmalverein jetzt eine Online-Petition für den Erhalt der Brücke. Unterstützt wird die Petition unter anderem von der Hamburgischen Architektenkammer, dem Denkmalrat Hamburg und der Hamburger Stiftung Baukultur. In der Petition wird die Sanierung der alten Brücke für den PKW-, Rad- und Fußverkehr und eine zweite Brücke neben der bestehenden für LKWs vorgeschlagen. In einer Erklärung des Denkmalvereins wird auf ein jetzt bekannt gewordenes Gutachten von 2008 verwiesen, das die Behauptung, die Brücke sei nicht erhaltungsfähig, widerlege. Mit Herausnahme des Schwerverkehrs sei der Erhalt sehr wohl möglich. „Wir fordern daher, dass der Senat eine mögliche Sanierung und Weiternutzung der Köhlbrandbrücke unabhängig und ergebnisoffen prüfen lässt,“ heißt es in der Petition.

Unterstützt wird der Vorschlag vom Hamburger Stadtforscher Dieter Läpple. Er untermauert die Einschätzung von Gunther Bonz und weist in einem Zeitungsbeitrag darauf hin, dass die Diskussion um eine neue Köhlbrandquerung im Senat von den Prognosen eines stetigen Wachstums Containerumschlags und des damit verbundenen Schwerlastverkehrs ausging. Diese Prognosen seien inzwischen lange überholt, der Containerumschlag ginge im Gegenteil zurück – Aktuelle Zahlen belegen diese Entwicklung. Er sehe also für eine neue höhere Brücke keinen Bedarf.

Die Petition

Die Online-Petition „Köhlbrandbrücke: Senat muss Erhalt prüfen!“ hatten bis Redaktionsschluss über 22.000 Menschen unterzeichnet. Der Denkmalverein weist in seinem Aufruf zur Unterzeichnung darauf hin, dass die Petition kein Bürgerbegehren sei und den Senat zu nichts verpflichten könne. Sie könne jedoch zeigen, wie viele Hamburger*innen die Köhlbrandbrücke erhalten möchten, und den Senat damit zum Handeln bringen.

Zur Petition:
www.change.org/koehlbrandbruecke

Kontakt

Denkmalverein Hamburg e.V.
Max-Brauer-Allee 79
22765 Hamburg
www.denkmalverein.de 

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Hermann Kahle

Hermann Kahle schreibt über Kultur, Schule und für den Kaffeepott

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