Gemeinsam mit dem israelischen Bildhauer und Installationskünstler Nir Alon gestalten die Schüler*innen vom Helmut-Schmidt-Gymnasium Wilhelmsburg mit Jugendlichen aus Israel eine Ausstellung in der Barlach-Halle K. Die jungen Menschen wollen einen Ort schaffen, der in Zeiten von Krieg, Ängsten und Ohnmacht wieder Hoffnung schenkt
Hédi Bouden. Der 7. Oktober 2023 stellt für die Jugendlichen dieses Projekts ein besonderes Datum dar. An diesem Tag wollten sie gemeinsam mit den israelischen Jugendlichen aus jüdischen und arabischen Familien nach Córdoba reisen, um dort nach der Architektur der Hoffnung für die Ruinen unserer Gegenwart zu suchen. Doch es kam alles anders, als erwartet.
Die Jugendlichen aus Israel mussten auf ihren gepackten Koffern in Schutzräumen verharren, während die Hamas mordend durch ihre Straßen und ihre Nachbarhäuser zogen. Die Jugendlichen kommen nämlich aus Shaar Ha Negev und wohnen in jenen Kibbuzim an der Grenze zu Gaza, in denen das Massaker vom 7. Oktober vollzogen wurde. Familienmitglieder, Freund*innen und Nachbar*innen von ihnen gehören zu den Opfern, die getötet oder verschleppt wurden. Ebenso betroffen sind die arabischen Jugendlichen aus der nahegelegenen Beduinenstadt Rahat, die ebenfalls viele Opfer zu verzeichnen haben.
Nun sind wir auch in Deutschland mit der Konflikt-Spirale konfrontiert. Debatten um Verbote und Gebote und immer wieder die Frage nach der Menschlichkeit bestimmen den öffentlichen Diskurs. Schulen und Jugendeinrichtungen sowie die Gesellschaft im Generellen sind mit dem Israel-Gaza-Krieg und dem Krieg der Bilder hierzulande überfordert.
Viele Brücken sind eingestürzt und Gräben scheinen zu Kratern geworden zu sein; unüberwindbar erscheinen derzeit die Fronten in diesen Debatten. Umso wichtiger ist es, in diesen Zeiten einen Raum der Begegnung zu schaffen, in dem die Menschen sich wieder auf Augenhöhe begegnen und einander zuhören können. Einen Ort, der einem in diesen dunklen Zeiten wieder Hoffnung schenkt und Ängste nimmt.
Seien Sie herzlich eingeladen zu einer lebendigen Ausstellung, die in Hamburg eine Zufluchtsstätte bieten soll und durch tägliche Angebote eine nachhaltige Präventions- und Versöhnungsarbeit leisten wird. Antisemitismus, Hass, Gewalt und antimuslimischer Rassismus haben keinen Platz in unserer Gesellschaft. Durch Kunst und Kultur wollen wir diese geballten Emotionen transformieren, um unsere Gesellschaft positiv zu stärken und zu bereichern.
Die Ausstellung ist täglich von 10 bis 22 Uhr geöffnet und findet in der Barlach-Halle K am Klosterwall 13 in 20095 Hamburg statt. Jeden Tag um 19 Uhr wird es ein After-work-Angebot geben. Es heißt “Der Tag in Bildern” und Menschen können dort mit künstlerischen Zugängen die Bilder des Tages verarbeiten. Es soll ein Raum geschaffen werden, der Hoffnung ermöglicht.
Programm
Do., 16.11., 19 Uhr
Vor-Eröffnung – Raum der Lee(h)re
Die Hamburger*innen werden dazu eingeladen, in die noch leere Ausstellung zu kommen. Sie sind aufgefordert, einen Raum der Begegnung und der Hoffnung zu definieren: Was benötigt ein Raum, um Begegnung zu ermöglichen, Hoffnung zu schenken und, angesichts der derzeitigen politischen Situation, Menschen mit Kunst und Kultur abzuholen? Die Besucher*innen und weitere Interessierte werden (medial) aufgerufen, am nächsten Tag Gegenstände, Möbel, Objekte etc. mitzubringen, die solch einen Raum der Begegnung erschaffen könnten.
Fr., 17. bis Sa., 18.11.
Entwicklung der Ausstellung – Raum der Dinge
Die Besucher*innen und die beteiligten Jugendlichen bringen ihre Objekte für die Ausstellung. Der Transport der Objekte und Möbel wird von den Projektteilnehmer*innen gefilmt, die Jugendlichen aus Israel sind per Video an dem Prozess beteiligt. Die eingefangenen Bilder, Geräusche und Atmosphären werden später von ihnen mit in die Installation eingearbeitet.
Dann werden die zusammengetragenen Objekte im Verhältnis zueinander, zum Publikum und zum Raum in verschiedenen Konstellationen aufgestellt und füllen die Ausstellung. Im weiteren Verlauf der Ausstellung baut der Künstler Nir Alon mit den Jugendlichen eine Brücke aus den Objekten zwischen zwei großen Wänden auf, die den Eingang teils versperren werden. Eine Brücke, die fragil und trotzdem grenzüberschreitend ist und die Bedeutung der Objekte und deren Verhältnis zu den Jugendlichen in Deutschland und Israel durch Audio-Installationen und Videos im Raum aufzeigt.
Die Besucher*innen sind dazu eingeladen, dem Entstehungsprozess beizuwohnen und durch verschiedene Sitzgelegenheiten im Raum Begegnungssituationen zu schaffen. Das Momentum der Abwesenheit der Jugendlichen aus Israel und die Diskrepanz zwischen Hoffnung und Zerstörung im Zusammenhang mit ihrer unmittelbaren Betroffenheit als Überlebende des Massakers vom 7. Oktober wird durch die Audio-Installationen und interaktiven Elemente in die Ausstellung gebracht.
Sa., 18.11., 17 Uhr
Feierliche Eröffnung mit Dr. Carsten Brosda, Senator für Kultur und Medien, und allen Beteiligten
Mit Performance und Musik
Do., 23.11, 19 Uhr
Poetry Night in der Ausstellung
Ein Abend voller Poesie auf Arabisch, Hebräisch, Kurdisch, Türkisch und Englisch. Mit Performance und musikalischer Begleitung.
Sa., 25.11., 19 Uhr
Midissage – feierliche Premiere der Videoinstallation
Video-Kunst und Essayfilm by hearthouse film.
Di., 28.11., 19 Uhr
Finissage – Theatervorstellung „Ich werde nicht hassen“/„I shall not hate”
Schauspiel nach Dr. Izzeldin Abuelaish, Monologfassung, gespielt von Mohammad-ali Behboudi.
Fortbildungen/Workshops
So., 19.11., Workshop Kunst/Theater
Mo., 20.11., Filmvorstellung
So., 26.11., Workshop Kunst/Theater
Mo., 27.11., Filmvorstellung
Das Projekt wird von der Behörde für Kultur und Medien gefördert und von der Alfred-Töpfer-Stiftung unterstützt.
Der Eintritt zu allen Veranstaltungen ist frei, Spenden sind erwünscht.
Anfragen können telefonisch direkt bei Hédi Bouden gestellt werden: Tel. 0176-76 78 84 06.
Hédi Bouden ist Kulturbeauftragter und Theaterfachleiter sowie Koordinator der Yad-Vashem-Schulpartnerschaft und
Israel-Deutschland-Austauschprojekte am Helmut-Schmidt-Gymnasium, Krieterstr. 5, 21109 Hamburg-Wilhelmsburg.