Ein Gründach für den SoLaWi-Container

An zwei sonnigen Wochenenden im April hat eine Gruppe gut gelaunter Freiwilliger ein 40 Quadratmeter großes Gründach auf den Containern vor dem Atelierhaus23 in Wilhelmsburg gebaut

Mehrer Menschen stehen auf einem flachen Holzdach, um sie herum liegt Werkzeug, sie tragen Handschuhe und Lärmschutzkopfhörer.
Eine stabile Unterlage für’s neue Grün wird gebaut. Fotos: Jan Bastian, Sanne Reuß

Von Martin Weise. Während in dem einen Container verschiedene Dinge des Atelierhauses lagern, wird in dem anderen an drei Tagen in der Woche frisches Gemüse von der SoLaWi Superschmelz ausgegeben. „Die Idee, ein Gründach zu bauen, kam uns während der heißen Tage des letzten Sommers“, sagt Solawista Philine. Durch die Begrünung des Daches wird Schatten und Verdunstungskälte erzeugt, sodass die Temperatur im Container um mehrere Grad gesenkt wird und das frische Gemüse länger knackig frisch bleiben kann.

„Das war aber nicht der einzige Grund für unser Projekt“, erklärt Noel, ein weiteres SoLaWi-Mitglied. Auf dem Dach entsteht ein Biotop, das Lebensraum für Pflanzen und Insekten schafft und auch einen kleinen Beitrag zur Abkühlung des Stadtteils leistet. Die Firma Alster Gerüstbau unterstützte das Vorhaben mit 70 kostenlosen gebrauchten Gerüstbohlen. Diese wurden von den SoLaWi-Mitgliedern zugeschnitten und auf den beiden Containern als Unterkonstruktion angebracht. Darüber wurden eine Plane und ein Wurzelfließ aufgelegt. „Die Drainage wird dank der Sekalflorpanele komplett organisch erfolgen“, schwärmt Jan, der ebenfalls mitgebaut hat. Durch den Einsatz von gebrauchten Holzbohlen und organischem Substrat wurde Wert darauf gelegt, das Projekt möglichst plastikfrei und nachhaltig umzusetzen. Finanzielle Unterstützung zum Einkauf der notwendigen Baustoffe gab es vom Beirat für Stadtteilentwicklung, dem Quartiersbeirat Reiherstieg und dem Atelierhaus.

Natürliche Kühlung fürs Gemüse, Lebensraum für Insekten

Eine Person bohrt Löcher in einen Totholzstamm.
Angebohrte Totholzstämme für die Insekten finden auch einen Platz auf dem Gründach.

Am zweiten Arbeitswochenende wurden fast 1.500 kg organisches und mineralisches Substrat auf dem Dach verteilt und 700 Setzlinge eingepflanzt. „Wir haben uns für eine extensives Gründach mit verschiedenen Sedumarten entschieden, weil diese besonders trockenheitsresistent sind und viel Nahrung für Insekten liefern“, erklärt Philine. Zusätzlich sollen Totholzinseln, Steinhaufen und angebohrte Stämme Lebensraum für Wildbienen und andere Insekten bieten. Auch ein Vogelkasten mit der Aufschrift „WiWa bleibt“ wurde angebracht. Bevor die Gruppe nach vollendeter Arbeit das neu angelegte Gründach verließ, wurde es noch mit einem Gartenschlauch bewässert. „Es ist unglaublich, wie viel Flüssigkeit unser Gründach speichern kann“, sagt Birgit. Gießen ist aber nur in den ersten Wochen notwendig, bis die Pflanzen das Substrat durchwurzelt haben und nicht mehr anfällig für Trockenheit sind. „Das Dach wirkt wie ein grüner Schwamm für Wilhelmsburg!“, kommentiert ein begeisterter Zuschauer.

Wer ist die SoLaWi Superschmelz?

Sharepic der Solawi Superschmelz

Die Solidarische Landwirtschaft (SoLaWi) Superschmelz, benannt nach einer Kohlrabisorte, produziert in der Nordheide auf fünf Hektar Land Gemüse für knapp 700 Mitglieder. Das Gemüse wird in mehreren Depots in Niedersachsen und im südlichen Hamburg ausgegeben. Eines davon ist das frisch begrünte Depot am Veringhof. Wer bei der SoLaWi mitmacht, bekommt ein Jahr lang fast jede Woche leckeres Gemüse. Dieses ist regional, saisonal, in Bio-Qualität und unverpackt.

Es werden faire Löhne gezahlt und Risiken werden gemeinschaftlich getragen, was eine zukunftsfähige und nachhaltige Form der Lebensmittelproduktion fördert. Die neue Gemüse-Saison ist am 18. April gestartet. Wer noch kurzfristig einsteigen will, kann es jetzt noch tun. Alle Infos finden sich unter www.solawi-superschmelz.de.

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