Das Drama mit der Schulzenbrücke müsste nicht sein

Nach anderthalb Jahren ist die Schulzenbrücke immer noch nicht fertig. Die mit dem Bau der Brücke beauftrage Firma ist offenbar überfordert. Zeit, den Bau der Brücke Fachleuten zu überlassen

Im März 2023 wurde die baufällige alte Schulzenbrücke, amtlich „Brücke Hövelweg“, die in der Schönenfelder Straße über die Dove Elbe führt, abgerissen. Die neue Brücke, so der Plan des Landesbetriebs Straßen, Brücken und Gewässer (LSBG), hätte im August ’23 eingeweiht werden sollen. Seitdem wird die Fertigstellung mit unterschiedlichen Begründungen immer wieder verschoben (WIR 3.8.23). Zuerst auf Ende ’23, dann auf den März, dann auf den Juni – und nun auf Ende ’24. Man kann auf die nächste Verschiebung in das Jahr 2025 gespannt sein.

Materialengpässe

Brückensperrung vor und nach dem 30. Juni. Foto: H. Kahle

Bei großen Brückenprojekten, wie der Köhlbrandquerung, leuchtet eine jahrzehntelange Planung und Bauzeit vielleicht ein. Eine alternative Tunnellösung erweist sich wegen des schwammigen Untergrunds als undurchführbar. Bei der über 70 Meter hohen Brücke müssen die Windverhältnisse, die Rampenverläufe und die Sinnhaftigkeit der Brücke überhaupt geprüft werden.
Bei der im Verhältnis zur Köhlbrandbrücke winzigen Schulzenbrücke gibt es solche Probleme nicht. Sollte man meinen. Weder musste eine alternative Tunnellösung geprüft werden, noch gab es Differenzen über die Höhe der Brücke. Trotzdem führt der LSBG immer neue Probleme ins Feld, die die Fertigstellung verzögern. Zuerst waren es Probleme bei der Kampfmittelräumung, dann die „unvorhersehbaren Bodenverhältnisse“, später noch ausstehende technische Überprüfungen. Und jetzt verhindern laut LSBG „Materialengpässe“ den Weiterbau. Zur Zeit ruht die Baustelle.

Die Schulzenbrücke und die Kinder

Das Fehlen der Brücke über die Dove Elbe ist für viele Wilhelmsburger*innen ein Ärgernis. Besonders betroffen sind die Kinder aus Kirchdorf, die normalerweise über die Schulzenbrücke in ihre Grundschule Rahmwerder Straße gehen. Sie haben jetzt einen gut einen Kilometer längeren Schulweg.
Die Schulkinder haben das größte Interesse an einer zügigen Fertigstellung der Brücke. Läge es da nicht nahe, der offensichtlich inkompetenten Baufirma den Auftrag zu entziehen und den Bau der Brücke einer Wilhelmsburger Produktionsschule zu überlassen? Pädagog*innen wissen, dass Kinder es lieben, an kleinen Bächen und Gewässern spielerisch Brücken zu bauen. Sie buddeln gerne in „unvorhersehbaren Bodenverhältnissen“. Sie setzen Sprungsteine in den Bach oder bauen andere Übergänge. Sie sind oft findig in der Nutzung der örtlichen Gegebenheiten und der zur Verfügung stehenden Materialien. Sie bauen ihre Brücken aus Ästen und Zweigen oder, so vorhanden, mit Brettern, Nägeln und Seilen. Und nicht selten entstehen so erstaunlich robuste Bauwerke.
Aufgabe der Produktionsschulen wäre es natürlich, die Fertigkeiten und die Expertise der Kinder auf die Baustelle Schulzenbrücke zu übertragen. Das ist vielleicht nicht einfach, aber einen Versuch wäre es allemal wert.

2 Gedanken zu “Das Drama mit der Schulzenbrücke müsste nicht sein

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Hermann Kahle

Hermann Kahle schreibt über Kultur, Schule und für den Kaffeepott

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