Der 8. April – ein bedeutsamer Gedenktag

Anlässlich des 50. Internationalen Roma-Tages, der am 8. April stattfand, ist es besonders wichtig, einen Blick auf die aktuelle und generelle Situation der Sinti- und Roma-Gemeinde auch auf Wilhelmsburg zu werfen

Doch vorab: Was wird am 8. April eigentlich zelebriert?  Im Jahre 1971 wurde der erste internationale Roma Kongress einberufen, um auf die Probleme und Benachteiligungen der Minderheit aufmerksam zu machen. Vor allem sollte an die Verfolgungen und Morde zu NS-Zeiten erinnert werden. Auch die Forderungen nach politischer und sozialer Gleichberechtigung wurden lauter. Erstmalig traten Aktivist:innen damit an die Öffentlichkeit. Es ist ein Meilenstein der Sinti- und Roma-Geschichte- weltweit. Denn nicht nur in Deutschland ist die Minderheit Hass, Gewalt und Diskriminierung seit Jahrhunderten ausgesetzt. Wobei hier die Verbrechen und Nachwirkungen des NS-Regimes als zusätzlicher Faktor auf den Antiziganismus (meint: spezielle Form des Rassismus, als Analogie zum Antisemitismus) wirken.

 Seit 1990 wird der 8. April nun als international anerkannter Roma-Tag gefeiert.  Seit jeher kämpfen die Aktivist:innen auf unterschiedlichen Ebenen und in verschiedenen Bereichen für die Sichtbarkeit der Sinti und Roma.

In Hamburg hat sich der Senat zwar in den 1980er Jahren bereit erklärt, als Wiedergutmachung der NS-Verbrechen, die Wohnverhältnisse der Sinti und Roma zu verbessern (der WIR berichtete), seitdem wurde die Gemeinde jedoch wieder sich selbst überlassen. Die Anteilnahme damals als ein einmaliges Event?

Die Einfahrt zum Georgswerder Ring. Foto: Liza Colak

Nicht ganz. Endlich, knapp 30 Jahre später, tut sich was.  Die Siedlung im Georgswerder Ring wird saniert und seitens der Elbinselschule gibt es am Standort Rahmwerder Straße nun ein neues Bildungsangebot! Eine Mutter-Kind-Gruppe, speziell für die Altersgruppe zwischen Kita-und Vorschulalter. Hier soll nicht nur an den Schulalltag herangeführt werden, sondern auch eine Form der Sprache Romanes unterrichtet werden. (Es gibt bis zu 80 Romanes-Sprachen/-Dialekte, z.B. Romani oder Sintitikes.) Viele davon wurden lange Zeit nur mündlich durch die Familie weitergegeben. Gerade auch durch die Verfolgung zu NS-Zeiten, war es gefährlich, etwas anderes als deutsch zu sprechen. So ging viel kulturelles und sprachliches Wissen verloren. Dies soll sich aber nun ändern. Das Angebot der Mutter-Kind Gruppe richtet sich dabei nicht nur an die in der Nähe der Schule lebende Sinti und Roma Gemeinde, sondern auch an bulgarische und rumänische Anwohner:innen.

Ziel ist es auch, die Angst vor Verurteilung und Diskriminierung im Schulalltag zu nehmen. Viele Eltern befürchten, dass ihre Kinder mit verletzenden Aussagen konfrontiert und stigmatisiert werden. Antiziganismus ist hierbei oft zu Alltagsrassismus geworden. Das führte bisher häufig zu einem Rückzug in die bekannte Umgebung. Umso wichtiger ist es deshalb, dass das Angebot in unmittelbarer Nähe stattfindet!

Zudem gibt es in Wilhelmsburg bereits eine kostenlose Beratungsstelle speziell für die Sinti& Roma Gemeinde. Hier kann man sich Hilfe holen für Probleme in jeglichen Lebenslagen.

Der Link direkt zur Website des Landesvereins Hamburg: http://www.landesverein-hamburg.de/

Und zum Info-Flyer als PDF: http://www.landesverein-hamburg.de/files/sinti_data/pdfs/Flyer%20BeratungsstelleESF2017hp.pdf

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Liza-Shirin Colak

Liza-Shirin Colak schreibt als jüngstes WIR-Mitglied besonders über Stadtteilentwicklung, Nachhaltigkeit und lokale Insel-Insider.

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