„Go Vote“ – Wählen gehen!

Auf mehreren Veranstaltungen wurden gerade junge Wilhelmsburger*innen aufgerufen, sich an den Wahlen zu beteiligen und die Demokratie zu stärken

Transparent an der Hauswand mit der Aufschrift: Weil auch die Demokratie zur Wahl steht.
„Go Vote“-Transparent am Café Nova auf der Veddel. Fotos: H. Kahle

Diese WIR-Ausgabe erscheint drei Tage vor der Bundestagswahl und anderthalb Wochen vor der Wahl zur Hamburgischen Bürgerschaft. Das Schlagwort „Abschiebung“ hat fast alle anderen politischen Themen in den Hintergrund gedrängt. Die parteiübergreifende Rechtsentwicklung und der Bruch der „Brandmauer“ zur AfD hat viele Menschen auf die Straßen getrieben (WIR, 6.2.25). Umso wichtiger ist es, bei den kommenden Wahlen vom Stimmrecht Gebrauch zu machen.

Auf den Elbinseln gab es in vergangenen Wochen mehrere Initiativen, die gerade auch migrantische Wahlberechtigte über die Wahlen informierten und zur Stimmabgabe aufriefen.

Die „Erstwahlprofis“

Volles Haus am 16. Februar im Café Nova auf der Veddel. Draußen an der Wand hing ein großes Banner „Weil auch die Demokratie zur Wahl steht“. Drinnen rappten die Rapfugees. Es gab Kaffee und Kuchen und an einer Wand war ein „Test-Wahllokal“ aufgebaut. Die Besucher*innen konnten den „Wahl-O-Mat“ ausprobieren und sich so ganz praktisch über die Ausübung ihres Stimmrechts informieren. Der Nachmittag war eine gemeinsame Veranstaltung des Projekts „Erstwahlprofis“ und der Aktion „Die Veddel wählt“.

Mehrsprachiges Plakat „Die Veddel wählt!"
„Die Veddel wählt – Veddeli po voton!“

Das Bürgerhaus Wilhelmsburg hatte das Projekt „Erstwahlprofis“ in Kooperation mit dem Haus Rissen im November auf den Elbinseln gestartet (WIR, 21.11.24). Ziel war es, junge Wahlberechtigte über die Wahlen zu informieren und sie zum Wählen aufzufordern. Im Weiteren war es ein Ziel, „Erstwahlprofis“ zu gewinnen und anzulernen, die dann ihrerseits andere junge Menschen motivieren sollten, ihre Stimme anzugeben.

Bei der Bundestagswahl sind junge Menschen ab 18 Jahren, bei der Wahl zur Bürgerschaft ab 16 Jahren wahlberechtigt. Aber gerade viele junge, neu eingebürgerte Migrant*innen machten bisher von ihrem Wahlrecht keinen Gebrauch.

Demokratiebildung

In den letzten Wochen hat die Initiative „Erstwahlprofis“ insgesamt zehn Informationsveranstaltungen in Schulen und verschiedenen Einrichtungen auf den Elbinseln durchgeführt. Außerdem konnten auf sechs Seminaren 25 „Erstwahlprofis“ gewonnen werden. „Die meisten Veranstaltungen waren sehr gut besucht“, sagt Judy Engelhard vom Bürgerhaus Wilhelmsburg, „die Jugendlichen waren alle sehr interessiert. Leider haben wir auch einige Kenntnislücken entdeckt, oder es wurde die Angst geäußert, etwas falsch zu machen. Deshalb war die Idee, ein Testwahlbüro durchzuführen, sehr gut, da durch das Durchspielen eines Wahlvorganges Falschinfos richtiggestellt und Ängste abgebaut werden konnten.“ 

Die Veranstaltungen waren natürlich keine Partei-Wahlveranstaltungen. Sehr wohl hatten sie aber zum Ziel, vor dem Hintergrund allgemeiner Polarisierung und Rechtsentwicklung zur Demokratiebildung beizutragen und eine „Initialzündung für ein nachhaltiges politisches Engagement“ zu geben: Im Bürgerhaus wird seit dem 11. Februar die Wanderausstellung „Demokratie stärken – Rechtsextremismus bekämpfen“ der Friedrich-Ebert-Stiftung gezeigt. An der Wand im Café Nova hing ein Plakat „Hass nicht mit uns“ und die Rapfugees rappten „stop deportation“ (WIR, 6.2.25). In einem anderen Song rappten sie gegen die Frauenunterdrückung im Iran.

„Go Vote“

Eine bunte kleine Comic-Geschichte üner zwei Menschen.
Comics zu aktuellen Themen.

Unter dem Motto der Demokratiebildung standen auch die Veranstaltungen, die als Teil der „Go Vote“-Kampagne in der Honigfabrik stattfanden. „Go Vote“ – Geh wählen! – ist eine Initiative sehr vieler Hamburger Stadtteilzentren, Kultureinrichtungen und Vereine, die aus Anlass der Wahlen dazu aufrufen „Demokratie auf kreative Weise erlebbar zu machen“. Auf der Homepage der Initiative heißt es: „Unsere Demokratie ist bedroht – nicht nur durch extreme Parteien, sondern auch durch ihre scheinbare Selbstverständlichkeit.“

Auf einer der Veranstaltungen in der Hofa las die Autorin Diana Dua aus ihrem Buch „Zeilen gegen das Unbehagen” über alltäglichen Rassismus, den sie selbst erlebt. Es gab einen Comic-Workshop mit Gelegenheit, sich zeichnerisch mit aktuellen Themen auseinanderzusetzen. Und in dem kanadischen Film „Kuessipan” wurde an einem Abend die Frage der kulturellen Identität aus einer anderen Perspektive beleuchtet.

Wahl: Wie geht das?

Der„ Treffpunkt Wilhelmsburg“ des Sozialkontors bietet noch einen Workshop zur Wahl in leichter, verständlicher Sprache „für alle Interessierten und besonders für Bürger*innen mit Lernschwierigkeiten oder einer anderen Erstsprache als Deutsch“ an. Der Workshop zur Hamburg-Wahl ist am Freitag, 21. Februar, von 15 bis 17.15 Uhr im „Treffpunkt Wilhelmsburg“ in der Veringstraße 30.

Go Vote! Und nach den Wahlen geht’s weiter – oder erst richtig los.

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Hermann Kahle

Hermann Kahle schreibt über Kultur, Schule und für den Kaffeepott

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