Was wird aus dem Elbtower?

Wer baut ihn fertig? – Bleibt er als Ruine ein Schandfleck an der Elbe? Kauft die Stadt das Grundstück zurück? Wird er zurück oder in der jetzigen Höhe fertig gebaut?

links hinten ein Kran, davor die Bauruine mit über 20 Stockwerken. Zur Grundfläche hin verbreitert sich der Bau nach links. davor in der Mitte ein roter Kran und davor der Glaszaun am S-Bahn-Gleis.
Elbtower-Baustelle am 31. Oktober 2023, fotografiert vom S-Bahngleis aus. Foto: M. Groß

Der geplante Elbtower hat uns immer wieder beschäftigt. Zuletzt im August (WIR 2.8.23), als die ersten Anzeichen für finanzielle Probleme beim Investor, der Signa Prime Selection, bekannt wurden. Seitdem häufen sich die Alarmzeichen: Erst wurde der Bau des Elbtowers Ende Oktober gestoppt, weil vereinbarte Zahlungen an die Baufirma nicht geleistet wurden. Da hatte die Signa noch versichert, dass die Bauarbeiten zeitnah wieder aufgenommen würden. Stattdessen folgte ein paar Tage später die Nachricht, dass auch die Bauarbeiten an der Gänsemarkt-Passage eingestellt würden. Danach stoppte dann auch noch der Umbau der Flüggerhöfe am Rödingsmarkt aus Geldmangel.

Im August, als der Elbtower bis zum 11. Stock in die Höhe gewachsen war, hatten wir von Hausverkäufen der Signa berichtet. Die gehen weiter: Seit Oktober ist in fast jeder Ausgabe der Immobilienzeitung (IZ) die Signa ein Thema: am 31. Oktober „Stuttgarter Neubauprojekt von Signa unterbrochen“ und „Baustopp für Hamburger Signa-Projekt Flüggerhöfe“, am 3. November: „Signa ist jetzt ein distressed case“, am 4. November: „Commerz Real kündigt Entwickler Signa fürs Berliner Hochhaus Mynd“ und am 8. November: „Viele Bremsspuren bei Signa-Projekten in Hamburg, Hannover und Wolfsburg“.

Was wünschen sich die Leser*innen des WIR ?

Auch im Hamburger Abendblatt finden sich neben vielen Leser*innenbriefen, die eine Fertigstellung in der jetzigen Höhe von gut 20 Stockwerken befürworten, lange Artikel und Kommentare. Die schlechteste Alternative wäre wohl, den jetzigen Rohbau als Ruine stehen zu lassen. Obwohl das auch ein Leser des Abendblattes befürwortete: „Die Ruine als Mahnmal für die Politiker, solche gigantischen Projekte in Zukunft zu unterlassen.“

Allerdings sind dieses Mal wohl die Verträge so abgefasst, dass der Stadt keine Verluste entstehen. Zu den Folgen eines Stopps des Elbtowers äußerte sich Senatorin Karin Pein am 30. Oktober: „Bei dem Bauvorhaben des Elbtowers handelt es sich um ein Projekt im Risiko des privaten Investors. (…) Im Falle des Nichteinhaltens vereinbarter Meilensteine zum Baufortschrittt sind im Grundstückskaufvertrag zunächst Vertragsstrafen und im weiteren Verlauf Wiederkaufsrechte für die Freie und Hansestadt Hamburg in Bezug auf das Grundstück sowie umfangreiche Eintrittsrechte in die bestehenden Planungs- und Bauverträge vereinbart. Dies ermöglicht es der Stadt Hamburg unter anderem, die bislang erbrachte Bauleistung rückzubauen, diese an einen Dritten zur Vollendung zu veräußern oder den Bau selbst fertigzustellen.“ Hamburg droht den Investoren des Elbtowers mit Strafen in zweistelliger Millionen Höhe. Der Logistikmilliardär Klaus-Michael Kühne, der mit zehn Prozent an dem Investment beteiligt ist, hat nicht vor, Kapital nachzuschießen. Auch Bürgermeister Peter Tschentscher lehnt eine Beteiligung der Stadt ab.

Abgesehen davon, ob der Bau des gigantomanischen Elbtowers sinnvoll ist, rächt es sich jetzt, dass Bundeskanzler Olaf Scholz, 2018 Bürgermeister von Hamburg, auf einen zwielichtigen Investor, René Benko mit seiner Signa, gesetzt und alle Warnungen in den Wind geschlagen hat. Benko hat sich inzwischen auf Druck der anderen Gesellschafter aus der Signa-Gruppe zurück gezogen. Der Düsseldorfer Unternehmensberater Ralf Schmitz wird Sanierungsvorstand (CRO Chief Restructuring Officer) bei den angeschlagenen Immobilieninvestor*innen Signa Prime und Signa Development.

Ein Blick in die Geschichte

Links über die ganze Höhe des Bildes ein Turm mit weiß eingezeichneten drei Bögen. Oben gestrichelte Linie 250 m, daruner Gauhaus geschrieben. In 180 m und daruner geplane Elbbrücke. ca. 3 cm darunter seht Michaeliskirche und darunter eine Zeichnung der Kirche mit dem 135 m hohen Turm. Davor das Bismarck-Denkmal mit 61 m.
Modell des Gauhochauses. © Niels Gutschow

Es gab in Hamburg schon einmal den Plan eines Wolkenkratzers: „Hitlers Traum vom Elb-Manhattan“ (Welt 24.8.12). „Hamburg bekommt, um es mit einem Worte zu sagen, ein neues Gesicht, das Gesicht einer deutschen, nationalsozialistischen Weltstadt mit Blick nach Übersee“, hieß es im „Hamburger Tageblatt“ vom 9. Juni 1937. Damals waren die Pläne des Hamburger Architekten Konstanty Gutschow (1902 bis 1978) für die komplette Umgestaltung des Elbufers, darunter auch das Gauhochhaus auf Höhe des Altonaer Bahnhofs, bekannt gegeben worden. Der Wolkenkratzer wurde wegen des Ausbruchs des Zweiten Weltkriegs nicht mehr gebaut.

Den nebenstehenden Entwurf fanden WIR auf der Geschichtsseite des NDR vom 25. Juli 2013. Er zeigt ein Modell des Gauhochhauses, das auf Höhe des Altonaer Balkons stehen sollte. Schon von Weitem sichtbar, sollte das 250 Meter hohe Gebäude Macht und Unbesiegbarkeit verkörpern. Repräsentationsbauten wie dieser waren typisch für die Nationalsozialisten.

2 Gedanken zu “Was wird aus dem Elbtower?

  1. Am Besten besetzen Menschen dieses verlängerte Geschlechtsteil von Scholz und erwirken, dass es zu sozialem Wohnraum umgewandelt wird. Dann kann auch das Spreehafenviertel (a.k.a WiWa roden) eingestampft werden.

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Marianne Groß

... ist Gründungsmitglied des Wilhelmsburger InselRundblicks e. V. Sie berichtet – soweit möglich – über alles, was sie selbst interessiert und hofft, damit die Leser*innen nicht zu langweilen. Dazu gehören die Veränderungen im Stadtteil, Ökologie und Kultur. Zusammen mit ihrem Mann kümmert sie sich um den großen Garten und liebt es, Buchsbäume zu schneiden.

Alle Beiträge ansehen von Marianne Groß →