Rund 1.200 aufgebrachte Wilhelmsburger*innen nahmen an der Demo gegen die Schließung des Krankenhauses Groß-Sand teil
Die Demonstration am 15. Juli 2025 war ein eindrucksvolles Signal der Geschlossenheit unterschiedlichster Menschen aus Wilhelmsburg – über (fast) alle gesellschaftlichen Grenzen hinweg. Angst vor der drohenden gefährlichen medizinischen Unterversorgung und Wut über die Inkompetenz und Ungerührtheit von Erzbistum und Politik hat die Menschen zusammengebracht.

Alle Redner*innen betonten, dass die Wilhelmsburger*innen sich nicht abspeisen lassen würden mit leeren Versprechungen einer nebulösen „Stadtteilklinik“, die irgendwann einmal kommen soll. Immer wieder wurde darauf hingewiesen, dass ein Stadtteil, der auf einer Insel liegt und in den kommenden Jahren auf 60.000 Bewohner*innen anwachsen wird, ein funktionierendes Krankenhaus benötigt, wozu eine Ambulanz und eine Chirurgie unumstößlich gehören.
Bei der Schlusskundgebung kündigte eine Rednerin unter großem Beifall an, dass die Proteste weitergingen und die Verantwortlichen nicht darauf zu hoffen brauchten, den Skandal über die Sommerpause aussitzen zu können, verbunden mit der Ansage, dass bei der öffentlichen Anhörung vor dem Gesundheitsausschuss der Bürgerschaft am 21. Juli Präsenz gezeigt würde.
Alle weiteren Artikel zum Thema:
9.7.2025: Krankenhaus Groß-Sand muss bleiben!
27.6.2025: Schließung Groß-Sand – „Hier werden Leute sterben“
18.6.2025: Gesundheit ist (k)eine Ware
5.6.2025: Aus für das Krankenhaus Groß-Sand
„Bitte keine Missfallensbekundungen“
Kurzbericht von der Anhörung vor dem Gesundheitsausschuss der Bürgerschaft am 21. Juli 2025
Am Montag nach der Protestdemonstration gegen die Schließung des Krankenhauses Groß-Sand fand eine öffentliche Anhörung im Gesundheitsausschuss der Bürgerschaft statt. Gut 100 Wilhelmsburger*innen hatten sich dazu auf den Weg ins Hamburger Rathaus gemacht. Die Anhörung war eine Reaktion auf die große Empörung der Menschen über die Schließung von Groß-Sand und das breite Echo in den Medien.
Der Ausschuss war sich wohl nicht sicher, was ihn angesichts der Wut der Wilhelmsburg*innen bei der Anhörung erwarten würde. Die Ausschussvorsitzende Birgit Stöver sah sich deshalb offenbar genötigt, zu Beginn Mahnungen und Warnungen auszusprechen – politische nicht zur Sache gehörende Äußerungen seien nicht zulässig, ebenso Missfallensbekundungen aus dem Publikum. Diese Ansagen erwiesen sich als unnötig. Die 100 Wilhelmsburger*innen im Saal bekundeten ihr Missfallen nicht. Alle Beiträge zur Situation in Wilhelmsburg waren zur Sache und wurden entschieden aber höflich vorgetragen. Für einige Ausschussmitglieder waren die Informationen, die ja zum guten Teil öffentlich bekannt sind, sichtlich neu.
Frau Stöver sagte zum Schluss, der Ausschuss habe den 30 Wortmeldungen aufmerksam zugehört und nehme sich die „Sorgen der Wilhelmsburger*innen“ zu Herzen.
Ein ausführlicher Bericht mit einem Interview einer Mitarbeiterin von Groß-Sand erscheint in der WIR-Augustausgabe am 20. August 2025.