Die Schule An der Burgweide feierte ihr 50. Jubiläum – mit der Nominierung für die TOP 15 des „Deutschen Schulpreises“ als Geburtstagsgeschenk

Ein „Fest der Vielfalt“ am 27. Juni 2025 bildete den Abschluss der Feiern zum 50. Jubiläum der Schule An der Burgweide in Kirchdorf-Süd: Mit einem bunten Nachmittag mit Leckereien, Musik, vielen Ständen auf dem Schulhof und einem Empfang für Schüler*innen, Eltern und Pädagog*innen. Auch Ehemalige waren eingeladen, darunter der Autor dieser Zeiten, der 35 Jahre lang Lehrer an der Schule war.
Drei Tage später erhielt die Schule ein nachträgliches Geburtstagsgeschenk von der Robert-Bosch-Stiftung: Sie ist unter den TOP 15 des Deutschen Schulpreises und fährt zum Finale am 30. September 2025 nach Berlin. Außerdem ist sie unter den letzten fünf des neu ausgelobten „Themenpreis Demokratiebildung“ der Stiftung. Die Schule punktete unter anderem mit dem neuen Fach „Lernen durch Engagement“: Die Kinder suchen sich ein gesellschaftlich relevantes Projekt im Stadtteil aus, wo sie sich dann engagieren. So hat eine Gruppe den Bewohner*innen eines Altenheims den Umgang mit Tablets gezeigt, eine andere Gruppe hat an einem Heckenpflanzprojekt teilgenommen.
So alt wie Kirchdorf-Süd

Die Geschichte der Schule ist auch die Geschichte Kirchdorf-Süds. Für die Großsiedlung, die in den Jahren 1974 bis 1976 entstand, wurden eine Kita und drei Schulen gebaut, eine am Stübenhofer Weg, eine Förderschule am Karl-Arnold-Ring 11 und daneben die Grundschule Karl-Arnold-Ring 13, die seit 2008 „Schule An der Burgweide“ heißt. Die Siedlung erhielt schnell das Etikett „sozialer Brennpunkt“, das heißt: Hier leben kaum „Besserverdiener“, dafür aber Menschen aus vielen Teilen der Welt. So gab es in den Anfangsjahren eine aktive Gruppe chilenischer Exilant*innen, die nach dem faschistischen Putsch in Chile auf der Flucht in KIrchdorf-Süd gelandet waren.
Neue Ideen
Die Kinder aus dem Quartier trafen in der neuen Schule auf Pädagog*innen, die, wie in vielen Schulgründungen dieser Zeit, vor dem Hintergrund der damaligen Bildungsreformdiskussionen neuen Ideen gegenüber aufgeschlossen waren. Es gab ein Eingangsstufenmodell aus Vorschule und erster Klasse, die Pausenklingel wurde abgeschafft, die Außentüren unverschlossen gehalten, mit Behörde und Eltern wurde um die Abschaffung der Zensurenzeugnisse gestritten. Und die Schule mischte sich auch immer schon im Stadtteil ein.
Zehn Schulsenator*ìnnen später …
Nun, 50 Jahre und zehn Schulsenator*innen (darunter ein Konteradmiral) später, hat sich die Schule, wie der Stadtteil, immer wieder verändert und weiterentwickelt und sich dabei manche Rosine aus den Angeboten der Hamburger Schulpolitik herausgepickt.
1993 wurde die Schule integrative Regelschule, später eine der inklusiven Schwerpunktschulen, in denen Kinder eines Jahrgangs gemeinsam lernen, ob mit oder ohne „sonderpädagogischen Förderbedarf“. 2011 wurde ihr als einer von vier Hamburger Grundschulen der Schulversuch „längeres gemeinsames Lernen“ bis zur Klasse 6 genehmigt. Seit 2013 werden die Kinder nicht mehr in traditionellen Jahrgangsklassen sondern nach dem JÜL-Modell in jahrgangsübergreifenden Lerngruppen unterrichtet.
Bei den Anwohner*innen in Kirchdorf-Süd stießen die fortschrittlichen Konzepte nicht immer auf Gegenliebe. Zeitweise litt die „Burgweide“ unter Schüler*innenschwund. Das hat sich inzwischen geändert. In den letzten Jahren hat sich der fortschrittliche Ruf der Schule außerdem bis zu den „bildungsnahen“ jungen Familien im Wilhelmsburger Westen und KIrchdorf herumgesprochen. Man sieht jetzt häufiger mal Lastenrad-Eltern in den Karl-Arnold-Ring fahren und die Schule richtet wegen hoher Anmeldezahlen neue Lerngruppen ein.
Auszeichnungen und Preise

Nachdem mit der Einführung der „Selbstverantworteten Schule“ 2006 in Hamburg die Schulen zum Wettbewerb miteinander aufgefordert waren, wurde die Arbeit der Schule mehrfach ausgezeichnet. So erhielt sie unter anderem den „Hamburger Bildungspreis“, den „Jakob-Muth-Preis für inklusive Schulen“ und dritte Preise in bundesweiten Ganztagsschul- und Schülerzeitungswettbewerben. Auch bei der Bewerbung um den „Deutschen Schulpreis“ war sie 2018 schon einmal unter den letzten 20 Schulen.
Und was würde die Schule mit dem vielen Geld machen, falls sie es gewinnt? Sie könnte das Geld gut für die weitere Ausrüstung ihrer Therapieräume gebrauchen und endlich den ehemaligen Hausmeisterpavillon übernehmen, der seit Jahren leer steht.
Der WIR gratuliert zum 50jährigen Jubiläum und zur Nominierung für die TOP 15 und drückt der Schule An der Burgweide die Daumen.
Der Deutsche Schulpreis
Der Deutsche Schulpreis ist der höchstdotierte Bildungspreis in Deutschland. Die Gewinnerschule erhält 100.000 Euro, der 2. bis 5. Preis ist mit je 30.000 Euro dotiert. Die übrigen zehn Finalistinnen erhalten je 5.000 Euro. Die Gewinnerin des „Themenpreises Demokratiebildung“ bekommt 30.000 Euro.
Der Deutsche Schulpreis wird seit 2006 von der privaten Robert-Bosch-Stiftung und der von den Bosch-Kindern gegründeten Heidehofstiftung in Kooperation mit der ARD und dem Zeit-Verlag vergeben, hat sich aber inzwischen den Ruf einer quasi offiziellen Auszeichnung erworben. Die Verleihung findet in Anwesenheit des Bundespräsidenten statt.
Unabhängig von der Diskussion um die Struktur des deutschen Schulwesens bewertet die Stiftung die Leistung der einzelnen Schule.
Mit dem Preis und anderen Einrichtungen wie der „Deutschen Schulakademie“ ist die Stiftung ein einflussreicher Player in der deutschen Bildungsdiskussion.