Dat du min Leevsten büst

„De Möhlensnackers“ feierten in der Windmühle „Johanna“ ihr 25-jähriges Jubiläum. In Vertretung unseres verhinderten WIR-Plattdeutschspezialisten Klaus Müller nahmen die Redakteur*innen Marianne Groß und Hermann Kahle an der Feier teil. Sie sind nur „mäßige“ Plattsprech*innen, haben aber alles verstanden

Es war kaum noch ein Stuhl frei in der Windmühle „Johanna“. Viele Freund*innen der niederdeutschen Sprache saßen am 3. Juli im Mühlencafé bei Schmalzbroten, Snacks und Getränken in gemütlicher Runde zusammen, um das 25-jährige Jubiläum der „Möhlensnackers “ zu feiern.
Der Wilhelmsburger Mühlenchor mit seiner Leiterin Liliya Mazur, stimmte die Gäste mit plattdeutschen Liedern, darunter den schönen unmoralischen Klassiker „Dat du min Leevsten büst“ (Vader slöpt, Moder slöpt, ick slaap alleen …) auf einen fröhlichen Abend ein.

Schnacken, lesen und singen

Seit 25 Jahren treffen sich die Mitglieder des plattdeutsche Stammtischs „De Möhlensnackers“ immer am ersten Mittwoch im Monat in der Mühle. Sie schnacken, lesen Gedichte und Geschichten von niederdeutschen Autor*innen vor und auch Texte, die sie selbst geschrieben haben. Und es werden plattdeutsche Lieder gesungen.
Fred Eichling, der „Baas“ vom Stammtisch begrüßte die Gäste – natürlich op Platt – und erzählte über die Geschichte und die Aktivitäten der „Möhlensnackers“. Neben Ausfahrten in die Hamburger Umgebung gehen sie auch in Schulen und Alteneinrichtungen in Wilhelmsburg und lesen und schnacken Platt.

Das Niederdeutsche ist gefährdet

Fred Eichling und Bezirksamtsleiter Neubauer. Foto: H. Kahle

An Bezirksamtsleiter Ralf Neubauer, der als prominenter Gast zu Besuch war, richtete er die Bitte, dass er ihre Arbeit zum Erhalt der plattdeutschen Sprache unterstützen möge. Nach wissenschaftlichen Erhebungen von vor 10 Jahren können noch etwa 20 Prozent der Norddeutschen Platt verstehen und „mäßig gut“ sprechen. Das Niederdeutsche gilt als „hochgefährdet“. Ralf Neubauer bedankte sich. Es sei sehr mutig von den Möhlensnackers, dass sie ihn als Quiddje – Neubauer stammt aus Baden Württemberg – zu dieser Feier eingeladen hätten. Aber in Finkenwerder, wo er lebe, werde viel Platt gesprochen, so dass er es schon gut verstehe. Wenn er irgendwann einmal mehr Zeit habe, wolle er auf jeden Fall einen Plattdeutschkurs besuchen.
Und er wies daraufhin, dass Niederdeutsch in Hamburg als erstem Bundesland seit 2010 reguläres Schulfach im Wahlpflichtbereich sei. In Finkenwerder würden Schüler*innen gerade ein plattdeutsches Theaterstück einstudieren.
Auch der stellvertretende Vorsitzende des „Wilhelmsburger Mühlenvereins“, Hermann Benthack, gratulierte als Hausherr den „Möhlensnackers“.

Weitere Mitglieder gesucht

Ein paar Möhlensnackers lasen dann Geschichten vor und Peter Falke vom Verein Museum Elbinsel Wilhelmsburg erzählte Döntjes vom originalen Elbinsel-Kräuterlikör „Wilhelmsburger Deichbruch“. Die eigentlichen Stars der Feier, die Sänger*innen vom Wilhelmsburger Mühlenchor, sangen zum Abschluss mit allen Gästen gemeinsam hoch- und plattdeutsche Volkslieder und natürlich „In Hamburg sagt man Tschüs“.

Eine sehr gelungene Jubiläumsfeier, die Lust auf Teilnahme an den monatlichen Treffen machte. „De Möhlensnackers“ würden gern weitere Mitglieder begrüßen. Dafür ist es nicht nötig, schon fit im Plattdeutschen zu sein. Das lernt sich! Und auch der Mühlenchor sucht weitere Sänger*innen. Insbesondere Männer sind noch äußerst rar.

Infos unter: http://www.windmuehle-johanna.de/wb/pages/veranstaltungen/weitere-veranstaltungen.php

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Hermann Kahle

Hermann Kahle schreibt über Kultur, Schule und für den Kaffeepott

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