Seit über 12 Wochen stehen die Kita-Hauswirtschaftskräfte der Elbkinder Servicegesellschaft (EKSG) im Streik für mehr Geld und Anerkennung. Ende Mai demonstrierten sie in Wilhelmsburg für ihre Forderungen
Es war eine für Wilhelmsburg eher ungewöhnliche Demonstration, die von den Ursula-Falke-Terrassen durch das Reiherstiegviertel zog. „Für einen fairen Tarif”, „Wir wollen nicht weiter das Sparschein sein” , „Für mehr Wertschätzung” stand auf Deutsch und Türkisch auf den Transparenten und Pappschildern. Gut 300 Hauswirtschaftsbeschäftigte der EKSG hatten sich zur Streikkundgebung vor dem Wilhelmsburger Rathaus versammelt.
Das Geld reicht nicht zum Leben
Die EKSG beschäftigt rund 900 Mitarbeitende – Männer sind die Ausnahme – die in den Hamburger Kitas kochen und die Hausreinigung besorgen. Die EKSG wurde 2005 aus der Elbkinder gGmbH, einem öffentlichem Unternehmen der Stadt, ausgegliedert – als Sparmaßnahme.
Die in der EKSG-Angestellten erhalten deutlich weniger Lohn als die in vergleichbarer Arbeit Beschäftigten der „Muttergesellschaft” Elbkinder gGmbH. Nach Angaben der Gewerkschaft ver.di beträgt der Stundenlohn für EKSG-Hauswirtschaftskräfte gegenwärtig 13,08 Euro für Berufsanfänger*innen und erhöht sich auf maximal 13,53 Euro. Er liegt damit unter dem Mindestlohn für Gebäudereiniger. Zudem geht durch die Einbindung in den vielfältigen Kita-Betrieb die Arbeit weit über die gewöhnliche Tätigkeit von Reinigungskräften z. B. in Büros hinaus. Viele der Frauen brauchen Zweitjobs, weil das Geld zum Leben nicht reicht.
Die Angebote der EKSG sind nicht hinnehmbar
Seit Anfang Februar verhandelt ver.di mit der EKSG um eine deutliche Lohnsteigerung für die Beschäftigten, bisher ohne Ergebnis. Ver.di-Verhandlungsführerin Hilke Stein berichtete auf der Auftaktkundgebung an den Ursula-Falke-Terrassen vom bisherigen Verlauf der Tarifverhandlungen. Ver.di fordert eine Erhöhung von 550 Euro monatlich mit einer Laufzeit von 12 Monaten. Die EKSG-Geschäftsführung hat in der ersten Verhandlungsrunde dagegen einmalig 500 Euro und danach für 2024 monatlich 100 Euro Erhöhung angeboten, und das für Teilzeitbeschäftigte nur anteilig, was noch weniger bedeutet. Die ver.di-Forderungen würden laut EKSG jährlich 33 Millionen Euro kosten und seien mit den durch die Stadt festgelegten Entgelte nicht bezahlbar. „Hamburg rühmt sich als Stadt der guten Arbeit, aber die Beschäftigten eines Städtischen Unternehmens können von ihrem Lohn nicht leben”, sagte Hilke Stein.
Auch die leicht verbesserten Angebote in zwei weiteren Tarifrunden seien für ver.di nicht hinnehmbar. Sie hätten nur für einen Teil der Beschäftigten eine leichte Verbesserung geboten, für andere sogar eine Verschlechterung und der Abstand zu den Löhnen der Elbkinder GmbH hätte sich noch vergrößert.
97,5 Prozent stimmten für den Streik
Schon die Verhandlungsrunden waren von Warnstreiks begleitet. Nach der dritten ergebnislosen Runde im April rief ver.di ihre Mitglieder zur Urabstimmung über einen unbefristeten Streik auf. 97,5 Prozent der Mitglieder stimmten dafür, mit einem unbefristeten Erzwingungsstreik für ihre Forderungen zu kämpfen. Nach zwei eintägigen und einem dreitägigen Streik mit Kundgebungen vor der EKSG-Zentrale der Finanzbehörde und im Gewerkschaftshaus fand dann Ende Mai ein viertägiger Streik mit der abschließenden Demonstration auf Wilhelmsburg statt.
Beifall von den Kolleg*innen in den Kitas
Vom Rathaus zogen die Streikenden begleitet von einer Trommelgruppe durch den Reiherstieg und hielten vor allen Elbkinder-Kitas kleine Zwischenkundgebungen ab. Sie wurden von den Kolleginnen mit Beifall empfangen. Vor der Kita Rotenhäuser Damm gab es ein Tänzchen und eine Kollegin erklärte in einem Grußwort die Solidarität der Elbkinder-Beschäftigten. An der Kita Sanitasstraße hängen schon seit einigen Wochen Transparente unter anderem mit der Forderung „Fairer Lohn statt Hungerlohn”.
Der Ausstand der EKSG-Beschäftigten hat bisher sieben Wochen gedauert. Anfang Juni rief ver.di noch einmal zu einem fünftägigen Streik mit dezentralen Aktionen und einer Demonstration am 6. Juni in der Innenstadt auf.
Letzte Meldung: In der Tarifverhandlung am 14. Juni hat die EKSG eine weitere Nachbesserung angeboten. Die Tarifkommission hat das Angebot beraten und beschlossen, darüber eine Urabstimmung einzuleiten – mit der Empfehlung zur Annahme des Verhandlungsangebots. Die Urabstimmung findet am Freitag, den 21. Juni statt. Zu diesem Tag wird noch mal zum Streik aufgerufen.