Ghostbike und Die In für getötete Radfahrerin am Ellerholzweg
Ania Groß. Am Sonntag, 6. April 2025, wurde im Hafengebiet das 4. Ghostbike auf den Elbinseln aufgestellt. Wenn in Hamburg ein*e Radfahrer*in stirbt, stellt der Arbeitskreis Ghostbike des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs (ADFC) ein weiß angestrichenes Fahrrad, ein sogenanntes Ghostbike, an der Unfallstelle auf, um an die getötete Person zu erinnern und andere Verkehrsteilnehmende daran zu erinnern, wie schnell Unfälle geschehen können. Während einer Mahnwache legen sich die anwesenden Radfahrer*innen mit ihren Rädern auf die Straße (das nennt man „Die in“, nach dem englischen to die = sterben).
Am 29. März 2025 war die 32-jährige Rennradfahrerin Michelle bei einem Unfall mit einem Transporter zunächst schwer verletzt worden. Später starb sie an ihren Verletzungen. Der 22-jährige Fahrer des Transporters ist der einzige Zeuge, er hatte auch den Rettungswagen alarmiert.
Was am Nachmittag des 29. März 2025 genau geschah, ermittelt die Polizei. Bei der Mahnwache am Sonntag wurde jedoch schnell klar, dass die Situation vor Ort auf jeden Fall mitverantwortlich für das Unglück war. Auf der Straße Ellerholzweg, die Teil der neuen Radroute 11 ist, stehen auf gesamter Länge geparkte LKW und LKW-Anhänger auf einer Seite der Fahrbahn und verengen diese so sehr, dass sicheres Überholen nicht möglich ist und die Situation sehr unübersichtlich wird. Zum Unfallzeitpunkt war die Sicht durch einen auf einem Anhänger stehenden Container versperrt. Solche Sichteinschränkungen sind auf einer Radroute nicht akzeptabel.
Florian Mallok vom ADFC sagte in seiner Ansprache:
„Als Teil einer Radroute muss so eine Straße so sicher wie möglich sein. Auch hier müssen die Verkehrsregeln des ruhenden Verkehrs eingehalten werden und der befahrbare Straßenraum darf nicht zu einem Parkplatz verkommen, nur weil vermeintlich wenig Verkehr unterwegs ist. Mit diesem eindringlichen Appell werden wir an die neue Behörde für Mobilität herantreten, damit Lösungen gefunden werden und das Risiko auf weitere Unfälle an dieser und ähnlichen Stellen gesenkt werden kann. Michelle nützt das alles nichts mehr.“
Es gibt das Konzept „Vision Zero“. „Vision null“, das heißt: keine Verkehrstoten. Nirgends. Immer wieder wird gesagt, dass das nicht umsetzbar sei. Wieviele Tote sind denn akzeptabel? Wieso muss immer erst jemand sterben, damit die Situation vor Ort verändert wird?
Übrigens: Helsinki hat sich „Vision Zero“ auf die Fahnen geschrieben und tatsächlich gab es dort 2019 keine getöteten Radfahrer*innen. Ein Tempolimit ist dabei eine wirksame Maßnahme neben anderen. Übrigens: Untersuchungen zeigen, dass die Durchschnittsgeschwindigkeit in Städten aktuell unter 30 km/h liegt. Der Verkehr wird mit einem Tempolimit auf 30 km/h also nicht langsamer, sondern nur gleichmäßiger und sicherer. Für alle.
