„Unvorhersehbare Bodenverhältnisse“: Der Neubau der Fuß- und Radwegbrücke über die Wilhelmsburger Doveelbe verzögert sich

Kinder aus Kirchdorf, die zur Grundschule in der Rahmwerder Straße gehen, müssen weiter lange Umwege in Kauf nehmen

Die gute Nachricht: „Die neue Schulzenbrücke über die Wilhelmsburger Doveelbe soll laut Auskunft des Landesbetriebs Straßen, Brücken und Gewässer (LSBG) noch in diesem Jahr fertig werden! Enttäuschend ist, dass diese Baumaßnahme wieder einmal länger dauert als geplant und die Verlängerung erst auf Nachfrage bekannt gegeben wurde.

links eine Behelfsbrücke, vorne die Dive Elbe. Auf der gegenüberliegenden Seite die Baustelle mit einem großen grünen Kran.
Die Baustelle. Fotos: H. Sauer

Weil auf der Baustelle kaum bauliche Aktivitäten erkennbar sind, hat Hartmut Sauer, Mitglied im Quartiersbeirat Wilhelmsburg Ost, den LSBG gefragt, ob die neue Brücke über die Wilhelmsburger Dove Elbe wirklich, wie auf Schildern an der Baustelle bekannt gegeben wurde, tatsächlich im August noch fertig wird. Die Antwort des LSBG: „Wir werden leider eine Bauzeitverlängerung bis Ende des Jahres haben, weil unsere Baufirma ‚unvorhersehbare‘ Bodenverhältnisse* vorgefunden hat. Deshalb haben wir eine alternative Querungsmöglichkeit an der nahe gelegenen Wehranlage eingerichtet. Diese wird bis zur Fertigstellung der neuen Brücke bestehen bleiben.Wir werden selbstverständlich die Beschilderung aktualisieren und die betroffenen Anwohnenden, Schule und Kita, zeitnah informieren.“

Die Verzögerung ist sehr ärgerlich

In der Mitte ein schmaler Weg. Rechts und Links Weiß-rote Baustellenabsperrungen.
Die Querungsmöglichkeit.

Dazu der Kommentar von Hartmut Sauer: „Der Landesbetrieb Straßen, Brücken und Gewässer teilt nun im Zusammenhang mit dem Neubau der Hövelbrücke mit, dass sich die Fertigstellung bis Ende des Jahres verzögert. Die Baufirma habe unvorhersehbare Bodenverhältnisse vorgefunden. Der Vorgang ist sehr ärgerlich, weil die ‚Bodenverhältnisse‘ in Wilhelmsburg immer wieder als Entschuldigung für Bauverzögerungen und Erhöhung der Baukosten* herangezogen werden. Diese Verzögerung wäre bei einer gründlicheren und besseren Planung vermeidbar gewesen.
Die ‚alternative Querung‘ ist für die betroffenen Schulkinder ein großer Umweg von ca. 1.100 Metern“.

*Wann lernen die Planer:innen aus den Erfahrungen?

Was die Wilhelmsburger:innen längst wissen, ist für die Hamburger Behörden ständig neu. Immer wieder werden Verzögerungen bei Bauvorhaben mit „unvorhersehbaren“ Bodenverhältnissen begründet. Ja, Wilhelmsburg ist eine Insel, die in Teilen unter Normalnull liegt, und wird vor Überflutung durch Deiche geschützt. Die Entwässerung der Kulturlandschaft (Marschenboden) geschieht durch ein Netz von Wettern, wie die Entwässerungsgräben auf Wilhelmsburg heißen. Seit dem Zweiten Weltkrieg muss bei jedem Bauvorhaben geklärt werden, ob evtl. Blindgänger aus dem Zweiten Weltkrieg entschärft werden müssen.

Das alles ist bekannt und sollte von vornherein in Planungen einfließen! Insofern ist die Entschuldigung für Verzögerungen und Vervielfachung der Baukosten mit der Begründung „unvorhersehbar“ völlig unverständlich. Irgendwann müssten doch auch die Planer:innen aus Erfahrungen lernen. Die Kosten der 2019 in Betrieb genommenen neuen Wilhelmsburger Reichsstraße stiegen zum Beispiel von ursprünglich veranschlagten 67 auf 318 Millionen Euro (Wikipedia). Begründung in einer Senatsantwort 2016 auf eine Anfrage der CDU (zu der Zeit ging man noch von einer Kostensteigerung von „nur“ 100 Millionen aus): „… vertiefte Baugrunduntersuchungen im Zusammenhang mit einem geänderten geotechnischen Regelwerk haben zu aufwändigeren und kostensteigernden Gründungsmaßnahmen und Baubehelfen geführt“. Ursprünglich sollte die verlegte Wilhelmsburger Reichsstraße zur Internationalen Gartenschau (igs) 2013 fertig sein.

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Marianne Groß

... ist Gründungsmitglied des Wilhelmsburger InselRundblicks e. V. Sie berichtet – soweit möglich – über alles, was sie selbst interessiert und hofft, damit die Leser*innen nicht zu langweilen. Dazu gehören die Veränderungen im Stadtteil, Ökologie und Kultur. Zusammen mit ihrem Mann kümmert sie sich um den großen Garten und liebt es, Buchsbäume zu schneiden.

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