Quartiersbeirat Reiherstiegviertel: Der Fördertopf für dieses Jahr ist aufgebraucht

Neue Mitglieder, Schulprobleme, eine interessante Veranstaltung und Vorstellung des Mahnwaldes – Quartiersbeiräte sind für vielfältige Themen ansprechbar

In der Sitzung am 3. September 2024 begrüßte der Beiratsvorsitzende Günther Bock von Wülfingen zwei neue Bewerber*innen für den Beirat. Beide haben vorher auf der Veddel gewohnt. Eine endgültige Bestätigung ihrer Mitgliedschaft muss noch durch den Regionalausschuss Wilhelmsburg/Veddel erfolgen.

Im Hintergrund ein Gebäude mit einer Fensterreihe im ersten Stock. Zu ebener Erde drei große Fenster. Rechts davor ein Busch und davor hölzerne Spielgeräte. links daneben ein Weg und daneben eine Reihe Pfosten, ca. 50 Zentrimeter hoch.
Grundschule Rothenhäuser Damm. Foto: Grundschule Rotenhäuser Damm

Es gab einen Antrag auf Mittel aus dem Fördertopf. Die Beiratsmitglieder bewilligten die restlichen 621,16 Euro für eine schöne Klassenbibliothek für Schulanfäger*innen. Das ist ungefähr die Hälfte der benötigten Summe für die Anschaffung von Büchern und mathematischem Anschauungsmaterial. An der Grundschule Rothenhäuser Damm wurden über 130 Kinder neu eingeschult. Es gibt schon eine solide Bibliothek. Aber für die Kleinen ist noch Luft nach oben. Es fehlen Bücher zum interkulturellen Lernen und zur religiösen Vielfalt. „Je besser die Schule ausgestattet ist, desto besser kommt es zu Hause an“, meint die Antragstellerin Regina Scheunemann. Im Verlauf der Sitzung erklärten sich Vertreter der Muradiye Moschee in der Eckermannstraße bereit, die Differenz zu der benötigten Summe zu spenden.

Ein Vertreter der Muradiye Moschee, die neu im Beirat vertreten ist, berichtete, dass die Moschee circa 240 Mitglieder habe. An Wochenenden nähmen etwa 230 Schüler*innen an dem Unterricht teil. Während der Woche werde Hausaufgabenhilfe durch Ehrenamtliche angeboten. Er selbst lebe seit 1980 auf Wilhelmsburg.

Netzwerk Hamburger Stadtteilbeiräte lädt zu einem Klimatag ein

Die Frontseite des Fleyers. Oben eine bunte Fahne, daneen die Schrift Netzwerk Hamburger Stadtteilbeiräte. Daunter Es wird heiss hier ..., die Rolle der Stadtteilbeiräte im Klimawandel. In der Mitte eine kleine stilisierte Sonne. Darunter Treffen, Austausch, Workshop. Darunter eine Regenwolke und zum Schluss: Sa., 21. September 2024, 14 bis 20.30 Uhr, Patriotische Gesellschaft, Trostbrücke 4-6 und zum Schluss das Hamburger Wappen.

Danach stellte Andreas Schwarz, Mitglied der Steuerungsgruppe des Netzwerks Hamburger Stadtteilbeiräte die kommende große Veranstaltung des Netzwerks am 21. September 2024 vor: „Es wird heiß hier – die Rolle der Stadtteilbeiräte im Klimawandel“. Alle vier Jahre gebe es eine größere Veranstaltung durch das Netzwerk. Dieses Jahr stehe der Klimawandel im Mittelpunkt. Die Veranstaltung richtet sich an Quartiers-, Sanierungs- und Stadtteilbeiräte und ähnliche Gremien und an alle Interessierten dieser Form der Stadtteilarbeit. Eingeladen sind außerdem Klimagruppen, -initiativen und -projekte auf lokaler Ebene.

Andreas Schwarz erläuterte, dass es seit rund 25 Jahren Beiräte gebe. Fortlaufend entstünden neue Beiräte, wie zum Beispiel der Quartiersbeirat Wilhelmsburg-Ost. Trotz der langen Historie arbeite jedoch jeder Beirat weitgehend für sich. Es gebe aber übergreifende Themen, für die eine gegenseitige Unterstützung notwendig sei. Deshalb sei vor 15 Jahren das Netzwerk gegründet worden, in dem sich circa 20 bis 25 Beiräte engagierten. Weitere sollen hinzukommen. Anlass dazu sei dieses Jahr der Klimatag, der eine Plattform für Information und Austausch bieten soll.

Der Beirat unterstützt die Forderungen der Waldretter*innen

In einem Gewirr von Grashalmen sitzt eine Kröte.
Erdkröte im Wilden Wald. Foto: Waldretter*innen

Zu einem weiteren wichtigen Thema hatte der Beirat Vertreter*innen der Initiative Waldretter*innen Wilhelmsburg eingeladen. Die Initiative kämpft um den Erhalt des Wilden Waldes am Ernst-August-Kanal. Der Wald ist nach der Flutkatastrophe 1962 entstanden. Dort wurden Behelfshäuser weggespült und der größte Teil der Flutopfer war dort ums Leben gekommen. Das Gelände war lange eine Brache, auf der sich bis heute eine unberührte Fauna und Flora entwickelt hat.

Kürzlich wurde zum Beispiel bei einer der regelmäßig stattfindenden Führungen eine Erdkröte gesichtet, die auf der Roten Liste steht.

1983 wurde auf dem Stübenplatz als Flutdenkmal die Woge, ein Brunnen mit drei abstrakten Wellen aus Metall, errichtet. Wegen des Umbaus des Stübenplatzes 2001 wurde das Denkmal an das westliche Ende des Vogelhüttendeichs versetzt, ohne Brunnen und kaum beachtet
(WIR 2/2001, S.10). Die Waldretter*innen finden: „Das ist kein Ort, wo der Katastophe gedacht wird.“ Sie fordern daher einen würdevollen Platz für die Woge, komplett mit Brunnen, am Ort des Geschehens im Wilden Wald, der als Mahnwald erhalten bleiben soll.

Denise von Busch, Regionalbeauftragte, wies allerdings darauf hin, dass die Woge gemäß einem Beschluss des Regionalausschusses Wilhelmsburg/Veddel auf den Vorplatz des Museums Elbinsel Wilhelmsburg verlegt werden solle. Dort würde ein Flutmuseum entstehen, das Anfang 2026 eröffnet werde. Die Verwaltung müsse sich an diesen Beschluss halten.

Aus dem Kreis der Beiratsmitglieder gab es große Unterstützung für die Vorschläge der Waldretter*innen. Das Denkmal gehöre in die Nähe des damals zuerst gebrochenen Deiches. Das bedeute auch, dass der Wald erhalten werden müsse. Er sei nicht nur für Wilhelmsburg, sondern auch für die Veddel ein wichtiger Naherholungsort. Die Bezeichnung Mahnwald, also eine Kombination aus Vergangenheit, Klimaschutz und der Mahnung, die Deiche zu pflegen, sei ideal. Ein Beiratsmitglied fragte auch nach der Bürgerbeteiligung bei der neuen Ausrichtung des Museums.

Neuer Aufgabenbereich für Denise von Busch

Am Ende der Sitzung verabschiedete sich Denise von Busch von den Beiratsmitgliedern. Sie ist seit dem 1. Juli 2024 noch halbtags tätig und gibt ihre Aufgaben in den Beiräten ab. Sie betonte, dass sie die Arbeit genossen habe, freue sich jedoch auf mehr Freizeit. Künftig werde sie die Koordinierung der umfänglichen Sanierungsmaßnahmen des Bürgerhauses Wilhelmsburg übernehmen. Ob und wer die Aufgaben in den Beiräten weiterführt, ist noch unklar.

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Marianne Groß

... ist Gründungsmitglied des Wilhelmsburger InselRundblicks e. V. Sie berichtet – soweit möglich – über alles, was sie selbst interessiert und hofft, damit die Leser*innen nicht zu langweilen. Dazu gehören die Veränderungen im Stadtteil, Ökologie und Kultur. Zusammen mit ihrem Mann kümmert sie sich um den großen Garten und liebt es, Buchsbäume zu schneiden.

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