Der neue Stadtteil Grasbrook soll weitgehend autofrei werden. 90 Prozent der Mobilität sollen per ÖPNV, zu Fuß oder mit dem Rad erfolgen
WIR berichten verzögert, aber es dauert ja auch noch mindestens acht Jahre, bis die Menschen auf der neuen Brücke über den Moldauhafen mit dem Rad fahren oder zu Fuß gehen können. Dann können sie hoffentlich auch über dem Moldauhafen in die Endhaltestelle der U4 steigen und über die Elbbrücken in die Innenstadt fahren.
Am Donnerstag, 1. Juni 2023 wurde der Siegerentwurf für die geplante Verlängerung der U4 auf den neuen Stadtteil Grasbrook vorgestellt. Gesiegt haben die Pläne eines Konsortiums aus dem Stuttgarter Büro schlaich bergermann partner sowie den Architekten Gerkan, Marg und Partner (gmp) und dem Ingenieurbüro WTM Engineers aus Hamburg. Die Verlängerung der U-Bahnlinie von der Station Elbbrücken soll insgesamt 1,1 Kilometer lang werden. Zunächst wird die Linie rund 370 Meter auf einem langen, stählernen Viadukt über den Grasbrook geführt. Die zirka 300 Meter lange, neue Brücke über den Moldauhafen erhält drei Rundbögen, die aber durch den Einsatz von Karbon flacher ausfallen als die der mehr als 100 Jahre alten Nachbarbrücken. Auf der Brücke über dem Wasser „schwebt“ dann die neue U4-Haltestelle. Gemäß dem Hamburger Tagesjournal vom 1. Juni ist in der neuen Haltestelle eine zweite untere Ebene geplant, die neben einem barrierefreien Zugang auch die Verbindung zwischen Moldauhafenquartier und Hafentorquartier schaffen soll.
Barrierefrei? – Wie kann eine Haltestelle über einem Hafen barrierefrei sein? WIR wollten es wissen und haben bei der Hamburger Hochbahn nachgefragt. Christoph Kreienbaum, Leiter der Unternehmenskommunikation der Hamburer Hochbahn AG, antwortete uns ausführlich:
„Die Lage der Haltestelle ist für die Barrierefreiheit sogar von Vorteil: Von Norden wird der Zugang in die sogenannte Ebene Ø ebenerdig zum zukünftigen Stadtteilplatz unter die Haltestelle führen, wo direkt die Fahrtreppen sowie eine Aufzugsanlage zu finden sein werden. Über diese ist dann der Bahnsteig in Ebene 1 zu erreichen. Von Süden wird, ebenso ebenerdig, die Ebene Ø zu erreichen sein und auch hier sind Fahrtreppen und ein Aufzug als Zugang zur Ebene 1 direkt erreichbar. Diese kurzen Wege werden durch die standardisierten taktilen Wegeleitsysteme [die für Menschen mit Sehbehinderung wahrnehmbar sind] unterstützend ausgewiesen, sodass die Barrierefreiheit vollständig gegeben ist. Die Aufzüge sind nördlich und südlich in Urfernähe vorgesehen, sodass diese schnell erreicht werden können.“ Auf die Frage nach der geplanten Busanbindung erläuterte Christoph Kreienbaum: „Die Haltestelle ist in das Mobilitätskonzept sinnvoll integriert, sodass andere Mobilitätsangebote im Falle eines Umsteigebedarfs gut erreichbar sind.“
Nach Blick auf die Visualisierungen hatten WIR den Eindruck, dass hier Schönheit vor Barrierefreiheit gehe. Dem widersprach Christoph Kreienbaum energisch: „Nein, Die Barrierefreiheit ist eine der Anforderungen, die bereits zu Beginn des Wettbewerbs als eine der grundlegenden Funktionsbedarfe eingebracht wurden und bis zur Ausführung weiter detailliert wird, um nach Fertigstellung ein Bauwerk zu haben, was den neuesten Standards entspricht.“
Und auch für die Veddeler:innen soll die Haltestelle von Nutzen sein. Die Antwort dazu lautete: „Die Veddeler:innen werden von der Haltestelle profitieren, weil es perspektivisch durch die Veddeler Brücke (WIR 20.4.22), welche die DB-Gleise kreuzen wird und damit einen Fuß-/Radweganschluss zum Grasbrook bietet, eine direkte Verbindung zur Haltestelle geben wird. Dies wiederum optimiert die Verbindung zur Innenstadt und schafft eine Redundanz zur S-Bahn.“