Es ist nicht so heiß – Aber dafür wird es billiger

Für die Energiewende wird auf Wilhelmsburg in zirka 1.300 Metern Tiefe zirka 50° heißes Wasser gefördert

Inzwischen wurde weiter gebohrt und IW³ (Integrierte WärmeWende Wilhelmsburg) teilt im Projekttagebuch stolz mit: „Mit der zweiten Bohrung haben wir mittlerweile erfolgreich die vertikale Endtiefe von rund 1.460 Metern erreicht – damit sind die Bohrarbeiten in Wilhelmsburg abgeschlossen. Die ersten Container werden bereits vom Bohrplatz abtransportiert und auch der Bohrturm wird in den nächsten Wochen vollständig abgebaut. Für die zukünftigen Fördertests reicht der Aufbau einer kleineren Anlage über den Bohrlöchern.“

Links sind drei Kessel zu sehen und rechts der Fuß des Bohrturmes. Davor die drei Personen in gelben Warnwesten und Bauhelmen.
Kirsten Fust (Hamburger Energiewerke GmbH), Michael Pollmann (Behörde für Umwelt, Klima, Energie und Agrarwissenschaft) und Ingo Hannemann (Hamburg Wasser) vor dem Bohrturm. Foto: M. Groß

Auf der Pressekonferenz am 21. Juli 2022 auf dem Kraftwerksgelände an der Alten Schleuse ließen sie sich keine Enttäuschung anmerken. Aber tatsächlich war die Geothermie-Probebohrung in 3.500 Metern Tiefe nicht erfolgreich. Kirsten Fust, Geschäftsführerin der Hamburger Energiewerke GmbH, Umwelt-Staatsrat Michael Pollmann und Ingo Hannemann, Sprecher der Geschäftführung von Hamburg Wasser, berichteten von den Ergebnissen der Probebohrungen.

Ein bläulich-grüner Bohrkern in einer Metallwanne.
Hier sieht man einen Bohrkern aus dem geothermischen Zielreservoir. Die grünliche Färbung rührt von dem Tonmineral „Glaukonit“ her, das in den Sandsteinen vorkommt. Foto: IW³

Es wurde zwar – wie erwartet – in 3.000 Metern Tiefe 110° Celsius warmes Thermalwasser gefunden, aber der Sandstein ist nicht durchlässig genug und die Fördermenge zu gering. Aber es wurde schon im Mai auf halber Strecke in 1.300 Metern Tiefe eine Sandsteinschicht mit zirka 50° heißem Wasser gefunden (WIR berichteten). Eine zweite Bohrung hat nun die Möglichkeit der Förderung bestätigt. Staatsrat Pollmann: „Darauf können wir aufbauen. Man muss nicht so tief bohren, das ist viel billiger. Das Wasser ist nicht so heiß, so dass man zusätzlich eine Wärmepumpe braucht. Aber die Bohrung ist vielversprechend. Wir erwarten weitere Erkenntnisse für ganz Hamburg. Die mittlere Tiefe wurde nie so genau untersucht.“

Die Frage einer Journalistin, warum man bei 50° eine Wärmepumpe benötige, wurde damit beantwortet, dass es zu Verlusten während des Transportes zu den Endverbraucher:innen komme. Aber das geplante Heizhaus sei groß genug, auch für eine Wärmepumpe, so dass der Platzbedarf nicht größer würde.

Das Pilotprojekt ist erfolgreich

Eine Grafik über den schematischen aufbau des Geothermiekraftwerkes. In rot die Produktionsbohrung links und rechts in blau die Ijektionsbohrung. Darüer auf dem Gelände das Heizbauwerk mit der Wärmepumpe und rechts ein Wohnhaus als Wärmekunde.
Das Heizhaus mit Wärmepumpe. Grafik IW³

Das Gute an der Erdwärme ist: „Sie ist immer da!“ bemerkte Kirsten Fust. „In ganz Deutschland gibt es bisher 42 Anlagen, davon in Norddeutschland nur sehr wenige. Wir leisten einen Beitrag zum Thema ‚Wie sieht es unten aus?‘“ Im Juli wurde die zweite Bohrung gestartet.
Dieses Projekt ist ein „Reallabor der Energiewende“, das mit insgesamt rund 22,5 Millionen Euro vom Bundeswirtschaftsministerium (BMWi) gefördert wird. Es wird wissenschaftlich begleitet.

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Marianne Groß

... ist Gründungsmitglied des Wilhelmsburger InselRundblicks e. V. Sie berichtet – soweit möglich – über alles, was sie selbst interessiert und hofft, damit die Leser*innen nicht zu langweilen. Dazu gehören die Veränderungen im Stadtteil, Ökologie und Kultur. Zusammen mit ihrem Mann kümmert sie sich um den großen Garten und liebt es, Buchsbäume zu schneiden.

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