Die Bürger:inneninitiative „#ellerholz – keine weitere Rückdeichung in Wilhelmsburg“ fordert neue Prüfung der Varianten
Blick zurück in die Geschichte: Bereits am 2. Januar 1996 berichtete die Harburger Rundschau: „Deichvogt sieht keinen Nutzen für die Natur“. Damals wurden als Ökoausgleich für das Deicherhöhungsprogramm von 1999 Flächen gesucht. Die Harburger Rundschau schrieb weiter: „Weniger Probleme – weil fast alles städtische Flächen sind – werden im Wilhelmsburger Osten erwartet, wo Hamburg die landwirtschaftlichen Nutzflächen Ellerholz (vier Hektar) und Kreetsand (16 Hektar) beseitigen will. (…) Im Bereich Ellerholz wird die kleinste „Variante C“ gewählt, um die Landwirtschaft zu schonen“.
Biotope mit wertvoller Flora und Fauna werden vernichtet
Hamburg hat Schwierigkeiten, Ausgleichsflächen für seine Baumaßnahmen zu finden. Das war damals nicht anders als heute. Heute muss der gewaltige Bauboom auf Stadtgebiet ausgeglichen werden, auch neuerliche Deicherhöhungen sind hinzugekommen. Daher wird versucht, für das Ökokonto die größtmöglichen Flächen zu finden. Denn damit könnten nicht nur die jetzigen Eingriffe kompensiert, sondern auch Ausgleichsflächen für zukünftige Eingriffe geschaffen werden.
Deshalb ist Ellerholz wieder im Rennen – allerdings in einer anderen Variante als 1996. In der Machbarkeitsstudie von 2016 (WIR berichteten 5/2020) wurden vier Varianten geprüft und die Stadt gibt der Variante drei den Vorzug, bei der die Deichverteidigungsstraße bis auf 35 Meter an die Wohnbebauung heranreicht. Hiergegen wehrt sich die Bürger:innen-Initiative „#ellerholz – keine weitere Rückdeichung in Wilhelmsburg“. Sie weist darauf hin, dass für die geplante Deichrückverlegung am Ellerholz bestehende Biotope mit wertvoller Flora und Fauna sowie eine rund 400 Meter lange Baumreihe dem Erdboden gleich gemacht würden. Der einzige Weißstorch, der Jahr für Jahr im Biotop seinen Brutplatz hat, würde von der Elbinsel verdrängt und der Schafstall mit seiner Herde müsste sich ein neues Zuhause suchen. Für die im Schafstall lebende Schleiereule, den Turmfalken und die Fledermäuse wäre der Umzug das Aus.
Anwohner:innen befürchten jahrzehntelange Bauarbeiten und Verkehrslärm
Die Machbarkeitsstudie basiert auf auf Verkehrszählungen von 2004. Seitdem hat sich laut Initiative der Verkehr, insbesondere auch der LKW-Verkehr, auf der Deichverteidigungsstraße vervielfacht. Auch wird der Moorwerder Hauptdeich gern als Rennstrecke benutzt. Da die Baumreihe, die jetzt als Lärmschutz dient, abgeholzt würde, droht den Anwohner:innen gesteigerter Verkehrslärm. Dazu käme der jahrelange Baustellenlärm.
Rückdeichungsgebiet Kreetsand: ein schlechtes Beispiel
Die Rückdeichungsmaßnahme Kreetsand (nördlich von Ellerholz) begann 1999 und ist bis heute nicht abgeschlossen. Zunächst wurde der Kreetsander Hauptdeich zurückverlegt und erhöht. Der Rückbau des Spülfeldes zu dem Tide beeinflussten Flachwassergebiet Kreetsand begann 2012 und sollte 2015 abgeschlossen sein. Doch bis heute sieht man mächtige Sandberge vor dem Kreetsander Deich. Laut Umweltbehörde fehlt es an Abnehmern für den Sand. Wie kann das sein? Weltweit wird doch von Sandknappheit und hohen Preisen berichtet!
Wenn man die Geschichte von Kreetsand betrachtet, die immer noch nicht zu Ende ist, verwundert es nicht, dass sich gegen die geplante Rückdeichung Ellerholz nun eine Initiative gebildet hat. Müssen die Anwohner:innen doch befürchten, dass sie für den Rest ihres Lebens eine Großbaustelle direkt hinter ihren Häusern am Einlagedeich haben.
„#ellerholz – keine weitere Rückdeichung in Wilhelmsburg“ fordert die Variante Null: Erhöhung des jetzigen Deiches und keine Deichrückverlegung. Sie wird vom Stadtteilbeirat Wilhelmsburg unterstützt.