18./19.6.2022: Langer Tag der Stadtnatur – der Wilde Wald ist dabei

Der diesjährige Lange Tag der Stadtnatur hat das „Wunder Wald“ zum Thema – da darf der Wilde Wald auf Wilhelmsburg natürlich nicht fehlen

Das Gebiet des heutigen Waldes um 1975. Foto: privat

Ein kleines Wunder ist er tatsächlich, der Wilde Wald (WiWa) im dicht besiedelten Norden der Elbinsel Wilhelmsburg. Er ist nämlich der einzige offiziell als „Wald“ definierte Flecken Erde im gesamten Bezirk Hamburg-Mitte. Dabei ist der WiWa kein altehrwürdiger Traditionsforst, sondern es handelt sich um einen verhältnismäßig jungen Pionierwald.
Geschichte hat er trotzdem, eine schwere Geschichte, denn er ist als Folge der Sturmflut von 1962 entstanden: Sie verwüstete hier, hinter den gebrochenen Deichen des Spreehafens, die Kleingartenanlagen mit zahlreichen Behelfsunterkünften. Menschen starben, kein Stein blieb auf dem anderen und die Gärten wurden zerstört.
Dann nahm die Natur ihre Pionierinnenarbeit auf – und wundersamerweise ließ mensch sie. So wuchs, in Teilen vollkommen ungestört, an diesem Ort der Wilde Wald mit Pappeln, Birken, Weiden, Erlen und Ahorn in sechzig Jahren zu seiner jetzigen Gestalt heran. An ihm können wir sehen, wie ein Wald entsteht, wenn mensch den natürlichen Kreisläufen freie Hand lässt.

Waldspaziergang und Picknick

Am Sonnabend, 18. Juni, lädt die Initiative Waldretter Wilhelmsburg zu einem Waldspaziergang mit anschließendem Picknick ein. Auf dem entspannten Rundgang lernen die Besucher:innen den zwischen Hafen, Industrie und Wohnbebauung versteckten Pionierwald kennen. Der Schwerpunkt liegt dabei auf der vielschichtigen Bedeutung, die der WiWa für die Bewohner:innen des angrenzenden Reiherstiegviertels hat. Dieser kleine Wald besitzt eben nicht nur eine immense ökologische Bedeutung, sondern auch eine kulturelle und soziale.

Der Wilde Wald ist bedroht

Beim anschließenden gemeinsamen Picknick auf der Waldlichtung möchten die Waldretter:innen mit den Gästen über ihre Arbeit in der Bürger:inneninitiative ins Gespräch kommen. Denn der Wilde Wald am Ernst-August-Kanal ist von der Rodung bedroht: Die Stadt Hamburg will auf seiner Fläche ein neues Quartier mit Wohnbebauung, Gewerbe, Kitas, Parkplätzen und Sportanlagen schaffen: das sogenannte Spreehafenviertel. Dagegen wehrt sich die Waldretter-Initiative seit 2018. Dass die Vernichtung eines Waldes in Zeiten der fortschreitenden Klimakatastrophe von skandalöser Verantwortungslosigkeit zeugt, ist dabei nur eines ihrer Argumente.

Der Wilde Wald von Wilhelmsburg ist in Gefahr. Foto: Waldretter

Der Lange Tag der Stadtnatur

Die Aktion wird seit 2011 von der Loki Schmidt Stiftung organisiert. Auf der Homepage heißt es: „Der Lange Tag will durch seinen erlebnisbetonten Charakter und einzigartige Angebote ein breites Publikum erreichen und den Gedanken des Naturschutzes, der biologischen Vielfalt und der Nachhaltigkeit fördern.”

Langer Tag der Stadtnatur im WiWa
Waldspaziergang und Picknick (bitte gerne etwas zum Essen und Trinken mitbringen)
Sonnabend, 18. Juni 2022, 14 bis 17 Uhr
Treffpunkt: Brücke Georg-Wilhelm-Str. über den Ernst-August-Kanal, Reiherstiegviertel in Wilhelmsburg, 21107 Hamburg
Anfahrt: Bus 13 bis Haltestelle „Vogelhüttendeich” (S-Bahn bis Haltestelle „Veddel”, von dort dann den Bus 13 nehmen)


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Sigrun Clausen

Wenn sie nicht am Nachbarschreibtisch in ihrer Schreibstube arbeitet oder in der Natur herumlungert, sitzt sie meist am Inselrundblick. Von ihm kann sie genauso wenig lassen wie von Wilhelmsburg.

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